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Gott im Frust begegnen

Wenn du auf die letzten 24 Stunden deines Lebens oder auf die letzte Woche zurück schaust – fällt dir spontan ein negatives oder frustrierendes Erlebnis ein, das dir passiert ist? Die meisten von uns werden diese Frage wohl mit „Ja“ beantworten können. Aber warum? Jesus selbst sagt dazu: „Hier auf dieser Erde werdet ihr Schwierigkeiten haben.“

Der Apostel Johannes schreibte einmal: „Jedes Kind Gottes kann den Sieg erringen über alles, was sich in dieser Welt Gott widersetzt. Ja, unser Glaube hat diese Welt bereits besiegt.“ Wenn uns in unserem Leben negative Dinge begegnen, ist es wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass wir Gott vertrauen können, denn er ist treu auch in den schwierigsten Umständen.

Jesus selbst sagt: „Himmel und Erde werden vergehen; doch meine Worte gelten für immer.“ Das bedeutet, dass sein Wort über allem steht. Über allem was wir fühlen, egal welche Umstände wir auch immer durchstehen müßen. Was ist also Glaube? – Gott beim Wort zu nehmen.

Über allem müßen wir uns bewusst sein, dass sein Wort wahrer ist als alles was wir denke und fühlen, wenn negative Erlebnisse uns angreifen wollen. Wieviel Glauben brauchen wir wohl um mit solchen Situationen richtig umgehen zu können... Jesus sagte dazu: „Ich sage euch die Wahrheit, wenn ihr doch nur einen Glauben so klein wie ein Senfkorn hättet, ihr könntet Berge versetzen...“ Das Senfkorn ist der uns kleinste bekannte Same unter allen Körnern. Diese Formulierung Jesu´ zeigt uns ganz deutlich wieviel Geduld und Gnade er mit uns hat. Ich bin wirklich froh, dass er nicht gesagt hat, dass wir einen Glauben in der Größe eines Apfels oder einer Orange benötigen.

Wenn wir uns immer nur auf unsere Gefühle verlassen, dann werden wir irgendwann untergehen. Doch wenn wir uns für den senfkorngroßen Glauben entscheiden und uns ganz bewusst vornehmen Gott beim Wort zu nehmen, und das selbst wenn sich dadurch unsere Gefühle vielleicht um 180 Grad drehen würden, dann kann Gott anfangen an uns zu arbeiten.

Ich kann mich noch gut an eine schwierige Zeit in meinem Leben erinnern, in der Menschen zu mir gekommen sind und gesagt haben: „Ein guter Christ sollte sich nicht so fühlen.“ oder auch „Wenn ich du wäre, würde ich mich nicht so fühlen.“ Doch was tun wir, wenn wir uns doch mal von unseren Gefühlen überrennen lassen?

Ich denke hier ist unser bestes Vorbild Jesus Christus selbst. Im Garten Gethsemane, kurz vor seiner Kreuzung und den Tod vor Augen, sagte er damals nicht: „Als Sohn Gottes darf ich mich nicht so fühlen.“ oder „Wenn ich Gott vertraue, dann würde es mir nicht so gehen, wie ich mich jetzt fühle.“ Wenn du dir die Verse genau anschaust, dann wirst du sehen, wie er sich fühlte und was er darüber sagte: „...und Traurigkeit und Angst wollten ihn überwältigen und er sagte zu ihnen: ´Meine Seele ist zu Tode betrübt.`“ Schau dir genau die Wörter an die seinen Gefühlszustand beschreiben. Er war tief betrübt, besorgt, deprimiert, angsterfüllt. Doch inmitten all dieser Gefühle vertraute er Gott seinem Vater und betete: „nicht das was ich möchte soll geschehen, sondern das was du willst.“

Wir können und werden also auch tiefe Gefühle und Emotionen erleben, doch selbst inmitten dieser Erlebnisse erwartet Gott, dass wir ihm vertrauen. Wenn du das schaffst, dann wird es dich befreien.

Schauen wir uns doch mal drei Wege an, wie wir Gott im Frust und Traurigkeit begegnen können.

1. Wir begegnen Gott indem wir ihn anbeten und danken

Der erste Weg wie wir Gott selbst im Frust und Traurigkeit begegnen können, ist indem wir ihn anbeten und ihm danken. In Epheser 5,18-20 steht: „ Singt miteinander Psalmen, und lobt den Herrn mit Liedern, wie sie euch sein Geist schenkt. Singt für den Herrn, und jubelt aus vollem Herzen! Im Namen unseres Herrn Jesus Christus dankt Gott, dem Vater, zu jeder Zeit, überall und für alles!“

Und in 1. Thessalonicher 5,18: „Dankt Gott für alles. Denn das erwartet Gott von euch, weil ihr zu Jesus Christus gehört.“ Ich denke das bemerkenswerteste an diesem Vers ist hier das Wörtchen „für“. Selbst in den dunkelsten Stunden und auch wenn ich mich gar nicht danach fühle dankbar zu sein – möchte ich Gott „für“ alles danken.

Vor einigen Jahren wurde mir eine wahre Geschichte erzählt die mir dieses „ständig danken“ sehr praktisch gezeigt hat.

Ein Ehepaar hörte eines Sonntags im Gottesdienst eine Predigt zum Thema „Gott anbeten und ihm in allen Lebenslagen danken, selbst für alle Schwierigkeiten“. Auf dem Heimweg sagten sie zu sich: „Die größte Schwierigkeit in unserem Leben? Wohl am ehesten unser Sohn.“

Sie hatten einen 17 Jahre alten Sohn, der ihnen nichts als nur Sorgen bereitete. Er respektierte weder Vater noch Mutter, noch seine Brüder oder Schwestern. Sie hatten alles mögliche versucht um ihn zur Vernunft zu bringen, doch es half nichts. Und so kam es, dass sie dort im Auto während dem Heimweg, zum ersten Mal Gott für ihren Sohn dankten und priesen.

Ihr Sohn war während des Gottesdienstes alleine zuhause gewesen und während sie in die Hauseinfahrt fuhren, sahen sie dass das Haus noch hell erleuchtet war. So beteten sie: „Vater wir danken dir und preisen dich für unseren Sohn. Und wir danken dir auch, obwohl die Lichter noch an sind.“

Als sie in die Küche traten schlug ihnen das größte Chaos, dass sie je gesehen hatten, entgegen. Überall waren Eiscreme und Kekse verteilt, Brot mit Mayonaise beschmiert, Fleisch, Coladosen, Kuchen und Kartoffelchips lagen wild durcheinander auf dem Fußboden. Sie setzten sich ersteinmal, holten tief Luft und beteten: „Herr wir preisen dich und danken dir für unseren Sohn. Und wir danken dir selbst für dieses Chaos hier.“

Dann sahen sie in das Wohnzimmer. Der Fernseher lief lautstark und überall auf dem Boden waren sämtliche Papierschnipsel verteilt, zwischen Keksen, Coladosen und Sandwiches. Sie setzten sich wie betäubt und beteten: „Herr wir preisen dich und danken dir für unseren Sohn, und wir danken dir selbst für dieses unglaubliche Chaos hier.“

Und sie beteten und dankten Gott Tag für Tag für ihren Sohn, jeden Tag, immer wieder. Eines Sonntagabends klopfte es an ihrer Schlafzimmertür. Ihr Sohn fragte: „Hey, darf ich reinkommen und euch was sagen?“ Nachdem er sich gesetzt hatte fuhr er fort: „Ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht. Wie ihr wisst, mache ich viel falsch, ich bin unglücklich und frustriert seit ich denken kann. Ihr wisst auch, dass ich diese Stimmung nicht an meinen Freunden auslassen kann, weil ich meine Freunde brauche. Genauso wenig kann ich mich an meiner Lehrerin auslassen, weil ich wenigsten halbwegs gute Noten brauche. Ich habe jetzt realisiert, dass ich alles an meiner Familie ausgelassen habe. Ich will euch einfach sagen, dass ich das nicht mehr tun werde.“

Wenn wir Gott anbeten, für etwas in dem wir leiden oder mit dem wir zu kämpfen haben, dann geben wir ihm die Gelegenheit in diese negative Situation hineinzukommen, sodass seine Kraft an uns arbeiten kann.

Wir begegnen Gott im Frust und Leid in dem wir ihm danken und ihn preisen.

2. Wir begegnen Gott im Segnen und nicht im Verfluchen

Der zweite Weg Gott zu begegnen ist im Segnen statt im Verfluchen. Ich wünschte, ich hätte das schon viele Jahre früher gelernt, so hätte ich mir einiges ersparen können.

Jakobus 3,8-10 sagt: „Kein Mensch kann seine Zunge zähmen. Ungebändigt verbreitet sie ihr tödliches Gift. Mit unserer Zunge loben wir Gott, unseren Herrn und Vaer, und mit derselben Zunge verfluchen wir unsere Mitmenschen, die doch nach Gottes Ebenbild geschaffen sind. Segen und Fluch kommen aus ein und demselben Mund. Aber genau das, meine Lieben, darf es bei euch nicht geben.“

Das Wort „verfluchen“ bedeutet einfach, schlecht von jemanden/etwas reden. Und das Wort „segnen“ bedeutet schlicht und einfach das Gegenteil. Ich hörte einst eine wahre Geschichte, die mir dabei half, das besser zu verstehen.

In Portland, Oregon, lebte ein Pastorenehepaar das gravierende Probleme mit ihrem Sohn hatte. Als alles verloren war, verließ der Sohn das Haus und sie hörten drei, vier Jahre nichts von ihm. Der Pastor vertraute sich einen christlichen Seelsorger an, der ihn persönlich sehr gute kannte. Nachdem er ihm sein Herz ausgeschüttet hatte, schaute ihn der Seelsorger an und fragte: „Wie oft hast du deinen Sohn verflucht?“ Völlig geschockt von diesen harten Wörtern, entgegnete der Pastor entrüstet: „Was meinst du damit, wie oft ich meinen Sohn verflucht haben soll?“

Der Seelsorger antwortete: „Jemanden verfluchen bedeutet ganz einfach, böse mit ihm oder schlecht über ihn zu reden. Und alles was du mir gerade erzählt hast, hast du auch gerade in einer Art und Weise erzählt, in der du nicht gut über ihn geredet hast. Wie oft hast du das getan?“ Der Pastor senkte seinen Kopf und sagte: „Naja ich glaube dann habe ich ihn sein ganzes Leben lang schon verflucht. Ich habe niemals, niemals etwas erkannt, um Gutes von ihm zu sprechen.“ „Und daran ist es wohl auch gescheitert, nicht wahr?“, fragte der Seelsorger. „Ja, wahrscheinlich.“, antwortete der Pastor erschüttert.

Der Seelsorger fuhr fort: „Ich möchte dich und deine Frau ermutigend die nächsten zwei Monate wenn ihr an eure Sohn denkt, ihn zu segnen. Ich möchte, dass ihr Gottes Segen über ihm erbittet und wenn ihr zuhause von ihm sprecht, möchte ich, dass ihr versucht Gutes von ihm zu sprechen.“

Der Pastor sagte: „Ich denke, ich habe wohl nichts mehr zu verlieren. Ich werde es tun.“ Und so ging er nach Hause und erzählte seiner Frau alles. Sie stimmte zu und so begannen sie Tag für Tag für ihren Sohn zu beten, das Gott ihn segnen möge. Und wenn sie von ihm sprachen, versuchten sie, sich nur an Gutes zu erinnern.

10 Tage später klingelte das Telefon. Der Pastor nahm ab und wirklich, am anderen Ende der Leitung meldete sich sein Sohn. Er sagte: „Vater, ich weiß selbst nicht genau, weshalb ich euch anrufe, aber während der letzten Woche musste ich viel an dich, an Mutter und die Familie denken und ich dachte mir, ich melde mich einfach mal und schaue wie es euch geht.“ Der Pastor musste sich wirklich zusammenreißen um nicht direkt am Telefon zu weinen. Sie telefonierten einige Minuten und dann fragte er: „Ich weiß nicht du darüber denkst, aber was hälst du davon, wenn wir uns am Samstag zum Mittagessen treffen?“ Sein Sohn antwortete: „Ja, in Ordnung.

Und der Samstag kam und sie trafen sich zum Mittagessen. Sein Sohn kam in alten verlodderten Klamotten, sein Haar war inzwischen sehr lang geworden und er sah sehr zerzaust aus. Doch dort wo der Vater früher noch kritisch und in aller Strenge reagiert hatte, fühlte er beim Anblick seines Sohnes, ein Gefühl der Liebe in sein Herz strömen und den unbändigen Wunsch, ein Segen für ihn zu sein. Er stellte ihm viele Fragen, hörte seinen Antworten aufmerksam zu und schenkte ihm Bestätigung und Achtung. Nach dem Essen schaute ihn sein Sohn über dem Tisch her in die Augen und fragte: „Vater, ich weiß nicht, was sich hier so verändert hat, aber ich merke, ich genieße es mit dir zu reden.“ „Ja, ich genieße die Zeit mit dir auch.“ Und so nahm sein Sohn alle Kraft zusammen und fragte: „Vater, glaubst du, es wäre möglich dass ich mit dir nach Hause kommen könnte, um die Nacht in meinem alten Bett zu schlafen und Mutter und die Familie zu sehen? Nur für diese Nacht.“ Und der Pastor, den Tränen nahe, antwortete: „Sicher mein Sohn, du bist bei uns immer willkommen.“

Für den Rest des Tages war er sehr berührt, weil er erkannte, welch einen Unterschied es machte, dass er aufgehört hatte schlecht über seinen Sohn zu denken oder zu reden, und begonnen hatte, ihn zu segnen. Als es Nacht war und sein Sohn schon im Bett lag, schlich er sich in dessen Zimmer und setzte sich. „Mein Sohn“, begann er mit gebrochener Stimme, „kannst du mir vergeben, für all die Jahre in denen ich dich mit meiner Strenge und meinen Gesetzen falsch behandelt und unterdrückt habe?“ Sein Sohn antwortete: „Ja, Vater ich vergebe dir.“ und schlang die Arme um seinen Hals. Dies war der Beginn des Wideraufbaus einer zerstörten Beziehung. Doch wo hat der eigentliche Beginn stattgefunden? Der wahre Beginn fand in dem Moment statt, in dem der Vater und die Mutter sich in ihren Herzen entschieden, für ihren Sohn zu beten und ihn zu segnen.

Gott belohnt und hat Freude daran, wenn wir anstatt über andere schlecht zu reden, uns entscheiden sie zu segnen. Wir ernten was wir säen. Wenn wir schlecht reden, wird auch schlecht über uns geredet werden. Doch wenn wir andere segnen, dann werden auch wir Segen erfahren.

Wir begegnen Gott in Frust und Traurigkeit indem wir andere Segnen.

3. Wir begegnen Gott im Leid, indem wir Vergeben

Wir begegnen Gott im Leid, indem wir Vergeben. In Kolosser 3,12-13 steht dazu: „Ihr seid von Gott auserwählt und seine geliebten Kinder, die zu ihm gehören. Darum sollt ihr euch untereinander auch herzlich lieben mit Barmherzigkeit, Güte, Bescheidenheit, Nachsicht und Geduld. Ertragt einander, und seid bereit, einander zu vergeben, selbst wenn ihr glaubt, im Recht zu sein. Denn auch Christus hat euch vergeben.“

Ich mag diesen Vers, weil es uns zeigt, dass Jesus weiß, dass wir gegenseitig aneinander geraten. Aber er sagt dazu, dass jeder der eine Klage gegen den anderen hat, ihm vergeben sollte, genau wie Gott uns auch vergeben hat. Jeder von uns wurde und wird verletzt. Ich glaube die tiefsten Verletzungen, die wir erfahren müßen, kommen meist aus unserem engsten Familienkreis oder von Menschen, die uns sehr nahe stehen.

Eine meiner tiefsten Verletzungen die ich jemals erfahren musste, kam von meinem Vater. Mein Vater wuchs selbst ohne Liebe auf, seine Eltern kümmerten sich nicht um ihn und er hatte nie gelernt, wie man anderen Menschen Liebe und Wärme vermittelt. Aus all dem schloss ich, dass er mich nicht liebte. Zu allem Überfluss, war mein Vater auch noch ein Trinker. Und so wuchs ich auf und wurde bitterer und bitterer und je mehr die Zeit verging auch sehr nachtragend. Ich konnte es nicht ausstehend in welcher Art und Weise mein Vater meine Mutter behandelte. Ich konnte es nicht ausstehen, wie er mich behandelte. Manchmal wurde er sogar gewaltätig, doch die meiste Zeit ignorierten wir uns gegenseitig. Ich kann mich noch gut erinnern wie meine Mutter einmal zu mir sagte: „Ich kann deinem Vater einfach nichts mehr sagen.“ Wenn sie schon nicht mehr mit ihm reden kann, wer dann? Wenn du mich in der High School kennen gelernt hättest, ich hätte nichts Gutes über meinen Vater sagen können. Ich wusste, ich habe ihn gehasst.

Einige Jahre später hörte ich eine Predigt über 1. Johannes 4,8 „Gott ist Liebe“. Der Predgier gebrauchte 1. Korinther 13 um Gottes Lieber für uns zu beschreiben. Und dort wo steht: „Liebe ist geduldig, Liebe ist freundlich...“fügte er: „Gott ist geduldig, Gott ist freundlich, etc.“ ein. Was er dort sagte bedeutete dass Gottes Liebe zu mir geduldig ist, Gottes Liebe zu mir freundlich ist, dass Gottes Liebe zu mir alles hofft, alles erduldet und alles glaubt. Ich hätte nie gedacht, dass Gott eine Art von Liebe wie sie in 1. Korinther 13 steht, für mich übrig hat.

Nach dieser Predigt begann ich über meinen Vater nachzudenken. Ich dachte: „All die Jahre habe ich darauf gewartet, dass mein Vater sich verändert und aufhört zu trinken. Und jetzt soll ich ihn lieben?“ Doch es war mir wie, wenn Gott zu mir sprach: „Ney, meine Liebe zu deinem Vater ist freundlich. Meine Liebe zu deinem Vater ist geduldig. Meine Liebe zu deinem Vater hofft alles, glaubt alles und erduldet alles. Ney, ich möchte, dass du den ersten Schritt auf ihn zugehst.“

Tränen strömten über mein Gesicht als ich realisierte, dass ich meinen eigenen Vater nicht so lieben kann, wie Gott es tut. Doch ich spürte, dass Gott etwas neues in meinem Leben zu bewirken begann, und ich wusste, dass ich nach Hause gehen und bei meinem Vater sein musste.

Einige Monate später kehrte ich nach Hause zurück mit einem Herz voll Akzeptanz und Liebe meinem Vater gegenüber. Und während ich ihm dort begegnete mit all diesen neuen Gefühlen der Liebe und Vergebung, weißt du was passierte? Mein Vater spürte diese neue Atmosphäre auch. Mein Vater wusste nicht viel darüber wie man liebt, aber er wusste wie man Liebe erwidert. Mir schossen Gedanken durch den Kopf wie „wenn ich das früher gewusst hätte, was wäre alles anders geworden.“ Und während ich noch dort war, fuhr mein Vater zu einem Kleidergeschäft und kaufte mir 3 hübsche Kleider. So etwas hatte er noch nie zuvor getan.

Als ich das Haus wieder verließ, musste ich über die Worte Gottes nachdenken in denen es heißt, dass wir Vater und Mutter ehren sollen, damit es uns gut geht und wir ein langes Leben hier auf der Erde haben. Und ich sagte zu Gott: „Herr, du bist der einzige der das richtig kann. Bitte zeige mir, was ich als nächstes tun soll.“ Und er zeigte mir Mittel und Wege in denen ich meinen Eltern meine Liebe demonstrieren konnte.

Zum ersten Mal in meinem Leben dankte ich Gott für meinen Vater und für meine Mutter. Die Zeit verging, und was ich jetzt erzähle klingt vielleicht ein bisschen sehr emotional und dramatisch, aber es ist wirklich so passiert:

Ich saß eines Tages in der Küche und starrte ins Leere. Ich machte mir viele Gedanken über meinen Vater. Ich überlegte mir, was wohl geschehen würde, wenn er stirbt, ich zu seiner Beerdigung gehen und mir seinen Sarg anschauen würde. Hätte ich Gefühle der Reue? Ich merkte, ja, ich würde bereuen, dass ich ihn niemals um Vergebung gebeten habe, für all die Dinge in meinem Leben, die ich falsch gemacht hatte, vorallem in meinen Teenagerjahren.

Also entschied ich mich dafür, nach Hause zu gehen und ihn um Vergebung zu bitten. Er selbst nannte sich einen „knallharten Bullen“. Deshalb hatte ich schon einiges an Angst davor mit ihm zu sprechen.

Das nächste Mal als ich meine Eltern besuchte, wartete ich bis zur Halbzeitpause eines Fußballspiels im Fernsehen und begann zu sprechen: „Vater, du weißt dass ich in meinen Teenagerjahren ziemlich undankbar, unfreundlich und respektlos war.“, ich machte eine Pause und fuhr fort: „Kannst du mir vergeben?“ Er drehte seinen Kopf, schaute mich mit einem Blitzen in den Augen an und antwortete: „Nein.“ Ich war erschüttert. Nein? Hatte er gerade „Nein“ gesagt? Doch er war noch nicht zu Ende. „Ich erinnere mich an das alles fast nicht mehr.“, sagte er. Dann zählte er eine oder zwei Sachen auf, die ihm gerade in den Sinn kamen. „Kannst du mir dann die Dinge vergeben, an die du dich erinnerst?“, startete ich vorsichtig einen neuen Anlauf. Er antwortete schlicht und einfach: „Ja.“ Und wechselte urplötzlich das Thema: „Und wo wirst du als nächstes hingehen?“ Niemals zuvor hatte er mich nach meinen Plänen gefragt. Auf dem Weg zur Tür fragte er mich noch: „Wann kommst du wieder nach Hause?“ Ich sagte: „Wahrscheinlich am 21. oder 22. Dezember.“ „Wir sehen uns dann am 21.“, sagte er noch und schloss die Tür.

Einige Zeit später rief meine Mutter mich an und erzählte mir: „Schätzchen, dein Vater hat sich letztens einen Katalog angeschaut und etwas gesehen, was ihn an dich erinnert hat. Er hat es gekauft und verschickte es in einem Päckchen und das alles aus eigener Initiative. Er wird dir eine Überraschung machen!!“ Vor lauter Aufregung konnte ich es kaum abwarten, dass das Päckchen endlich ankam. Niemals zuvor hat er so etwas getan. Als es dann schließlich ankam, sah ich, dass es eine kleine Melitta Zwei-Tassen-Kaffeemaschine in einer stabilen, braunen Plastikhülle enthielt, weil er wusste, dass ich Kaffee mochte und viel verreiste. Als ich dieses Geschenk in meinen Händen hielt, dachte ich: „Oh Herr, das bedeutet viel mehr als eine Melitta Zwei-Tassen-Kaffeemaschine. Das repräsentiert eine Beziehung, die du am Verändern bist.“

Ich erinnere mich noch gut, dass ich mich dort entschied, dass kleine bisschen Glaube was in mir steckte, auf Gottes Seite zu stellen und von ganzem Herzen meinem Vater zu vergeben. Ich glaube, wenn wir verletzt sind, sollten wir uns die Frage stellen, ob unser Gott größer ist als unsere Verletzung oder unsere Verletzung größer als unser Gott. Wir sind die einzigen die das für uns selbst entscheiden müßen.

Es gibt so viele Dinge die wirklich schlimm sind. Aber es gibt nichts, was nicht vergeben werden kann. Jemand hat mal gesagt: „Vergebung ist vergleichbar mit der Freilassung eines Gefangenen, die Sache ist nur, dass du selbst der Gefangene warst.“ Mein Vater hat mich niemals gefragt, ob ich ihm vergeben könnte. Aber Gott fragte mich und das macht den großen Unterschied.

Vielleicht denkst du: „Okay Ney, was ist wenn ich einer Person vergeben sollte, die schon gestorben ist? Gute Nachricht! Gott ist nicht abhängig von Raum oder Zeit. Er ist der selbe wie er gestern war, heute ist und für immer sein wird. Ich glaube du kannst Gott auf jeden Fall sagen was du gesagt hättest und er wird das anerkennen.

Also, gibt es irgendetwas Negatives in deinem Leben? Dann ermutige ich dich Gott dafür zu danken und ihn zu preisen.

Redest du dauerhaft schlecht über eine Person? Dann möge Gott in dir bewirken, dass du beginnen kannst diese Person zu segnen.

Gibt es dir eine tiefe und schmerzhafte Verletzung? Dann möge Gott dir helfen dieser Person zu vergeben und während du das tust gibst du ihm Gelegenheit in deine Traurigkeit und deinen Schmerz hineinzukommen und dich durch seine Kraft zu verändern.

ANHANG
Johannes 16,33
Johannes 5,4
Matthäus 24,35
Matthäuse 17,20
2. Korinther 5,7
Matthäus 26,37-38
Matthäus 26,39