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Wie Gott uns verändert

Von Zeit zu Zeit entdeckt jeder von uns Bereiche in seinem Leben, mit denen er zu kämpfen hat; Bereiche, von denen er sich wünschte, sie wären anders. Es können moralische Verfehlungen oder schlechte Angewohnheiten sein, die uns entmutigen. Wie möchte wohl Gott, dass wir damit umgehen sollen? Gibt es einen Weg, um davon frei zu werden und echte Veränderung zu erleben? JA! Jedenfalls hat das, was ich bisher über Gottes Gnade verstanden habe, eine gewaltige Veränderung in meinem Leben bewirkt. Und ich bin überzeugt, dass es auch in deinem Leben eine gewaltige Veränderung bewirken kann.

Woran denkst du als erstes, wenn du das Wort „Gnade“ hörst? Ich glaube, die beste Definition, die ich gefunden habe, ist die von Joseph Cooke, der schrieb: „Gnade ist nicht mehr und nicht weniger als das Gesicht, das Liebe ausstrahlt, wenn es mit Unvollkommenheit, Schwachheit, Versagen und Sünde konfrontiert wird.“2

Was ist Gnade?

Es ist dieser Wesenszug im Herzen Gottes, der ihn dazu bewegt, uns nicht entsprechend unserer Sünden zu behandeln oder sich wegen unserer Schuld zu rächen. Es ist Gottes Treue zu uns, selbst wenn wir untreu sind. So und nicht anders muss Liebe aussehen, wenn sie den Ungeliebten, Schwachen, Unzulänglichen, Unwürdigen und Verachtenswerten begegnet.

Gott ist bereit, auf Nöte einzugehen, ohne dass er mit einem Dank rechnen kann. Es ist ein unverdienter Liebesdienst.

Gottes Gnade gießt Liebe, Freundlichkeit, Wohlwollen über all denjenigen aus, die ihm vertrauen wollen. Du musst sie dir nicht verdienen. Du musst nur eine Beziehung zu Gott haben, um seine Gnade empfangen zu können.

Am meisten brauchen wir Gottes Gnade, wenn wir merken, dass es in manchen Bereichen unseres Lebens schief läuft – Dinge wie: schlechte Entscheidungen, dumme Angewohnheiten, Verhaltensweisen, für die wir uns schämen, Bereiche, von denen wir uns wünschen, dass Gott sie ändert, aber wo wir Angst haben, dass er uns dafür verdammen wird. Wenn wir Jesus in unser Herz aufgenommen haben, sind wir sein Eigentum, er hat uns vergeben und nun leben wir unter seiner Gnade. Es ist seine Gnade, die uns frei macht und die uns verändert. Genau deshalb ist es so wichtig zu wissen, was die Bibel über Gottes Gnade sagt.

Wir alle sind uns bewusst, dass es in uns einen guten und einen schlechten Teil gibt. Da ist der eine Teil, den die Welt sehen soll – wenn wir uns von unserer besten Seite zeigen. Und dann gibt es den anderen Teil, den wir am liebsten verheimlichen würden – Dinge, für die wir uns schämen.

Wir leben in einer Kultur, in der die „Selbst-Verbesserung“ einen hohen Stellenwert hat. Wir bringen jede Menge Zeit und Kraft dafür auf, uns selbst zu analysieren, und versuchen herauszufinden, wie wir unseren schlechten Teil aufbessern können. Wir machen einen Einkaufsbummel oder gehen ins Fitnessstudio und setzen Zeit, Kraft und Geld ein, um den Teil aufzuwerten, den wir für schlecht halten. Und wir neigen dazu, den Teil, den wir nicht verbessern können oder bisher nicht verbessern konnten, zu verheimlichen.

Verheimlichung aus Scham

Hast du es schon mal erlebt, dass du jemanden kennengelernt und dir dabei tief in deinem Innern gesagt hast: „Ich hoffe, dass er dies oder jenes nie über mich erfahren wird“? Oder du sagst zu einem guten Freund oder einer guten Freundin: „Bitte erzähl das über mich niemandem weiter.“ Wenn wir unsere Beziehung mit Gott beginnen, könnten wir denken, dass er genauso ist wie wir. Wir glauben, dass wir unseren schlechten Teil vor ihm verstecken müssen. Wenn wir allerdings versuchen, nicht akzeptable Teile unserer Persönlichkeit zu verheimlichen, dann kann es sein, dass wir den Kontakt zu unserem eigentlichen, unserem wahren Ich verlieren und dass wir auch den Kontakt zu Gott verlieren.

Gott ist jedoch nicht so. Seine Wege sind nicht unsere Wege. Er ist nicht so, dass er unseren guten Teil akzeptiert und den schlechten Teil ablehnt. Er sieht uns als ganze Person an und nicht als geteilte Persönlichkeit. Er sagt: „Versuch nicht, deinen schlechten Teil besser machen zu wollen. Das wirst du allein nie schaffen. Egal, wie sehr du ihn verbessern kannst, er wird niemals gut genug sein, denn ich bin vollkommen. Gib mir deinen guten Teil und deinen schlechten und überlass es mir, dich zu einer ganzen und heilen Persönlichkeit zu machen.

Wie wird Gottes Gnade für uns erfahrbar?

Es ist schwierig, zu verstehen, was Gnade bedeutet, wenn man die Bedeutung des Gesetzes nicht versteht. Wir kennen Gottes vollkommenes Gesetz, seine Gebote, wie wir leben sollen … aber – ehrlich gesagt – entspricht unser Leben dem oft einfach nicht. Wie gehen wir denn mit dem Gesetz, mit Gottes Geboten, um? Das Gesetz ist wie ein Spiegel für uns. Wenn du in den Spiegel schaust, entdeckst du vielleicht einen großen Fleck in deinem Gesicht, den du bis dahin nicht bemerkt hattest. Auf dem Spiegel kann der Fleck nicht beseitigt werden, aber du bist wirklich froh, in den Spiegel geschaut zu haben, bevor du aus dem Haus gegangen bist. Auf die gleiche Weise zeigt uns Gottes Gesetz unsere Schwächen und Unzulänglichkeiten auf, und wir sind dankbar, wenn wir sie erkennen, damit wir sie zu Gott bringen können. Und Gott kann damit umgehen – durch seine Gnade! In Galater 3,24 heißt es: „So führte das Gesetz uns wie ein streng ermahnender Erzieher zu Christus, damit wir durch den Glauben von Gott als gerecht anerkannt würden.“3 Wenn wir Christ werden, wissen wir, dass wir einen Retter brauchen. Es ist jedoch so, dass wir immer – bis ans Ende unseres Lebens – einen Retter brauchen.

In Hebräer 4,13-16 heißt es: „Vor Gott ist ja nichts verborgen. Alles liegt nackt und bloß vor den Augen dessen da, vor dem wir Rechenschaft ablegen müssen.

Weil wir nun einen großen Hohenpriester haben, der alle Himmel bis zum Thron des Höchsten durchschritten hat – Jesus, den Sohn Gottes –, lasst uns am Bekenntnis zu ihm festhalten! Dieser Hohepriester versteht unsere Schwächen, weil ihm die gleichen Versuchungen begegnet sind wie uns – aber er blieb ohne Sünde. Darum wollen wir mit Zuversicht vor den Thron unseres überaus gnädigen Gottes treten, damit wir Gnade und Erbarmen finden und seine Hilfe zur rechten Zeit empfangen.“

Komm mit ehrlichem und demütigem Herzen

Wir können Gnade erfahren, wenn wir mit ehrlichem und demütigem Herzen zum Thron der Gnade kommen. Das Gegenteil von „mit ehrlichem Herzen kommen“ ist, wenn wir versuchen, etwas zu verheimlichen, und es nicht ans Licht bringen.

Ich will jetzt offen sein und euch von einem Bereich in meinem Leben erzählen, den ich zu Gott bringen musste, zu seinem Thron der Gnade. Das Thema „Essen“ war fast mein ganzes Leben lang ein Problem für mich. Ich kann mich nicht erinnern, als Kind dick gewesen zu sein, aber ich erinnere mich, dass, als ich ungefähr 15 Jahre alt war, meine Freundinnen (die weniger wogen als ich) darüber klagten, wie dick sie seien. Und ich dachte: „Wenn sie glauben, dass sie dick sind, und ich wiege mehr als sie, dann muss ich wirklich fett sein!“ Ich glaube, dass ich zu jener Zeit ungefähr 53 kg wog. Ich erinnere mich, dass von da an das Essen zu einem Problem in meinem Leben wurde. Wenn ich darüber nachdachte, was ich lieber nicht essen sollte, löste das in mir geradezu einen Heißhunger danach aus.

Meine Mutter sagte dann Dinge wie: „Ich glaube, in deinen Sachen würdest du besser aussehen, wenn du dies oder jenes nicht essen würdest. Warum versuchst du nicht, etwas abzunehmen?“ Sie brachte mich deswegen sogar zu einem Arzt, der sich auf dieses Problem spezialisiert hatte.

Als ich aufs College kam, wusste ich natürlich, dass ich bestimmte Dinge eigentlich nicht essen sollte, aber ich besorgte mir immer Essen und versteckte es, vor allem Süßigkeiten und Schokolade hatte ich in meiner Schublade. Einmal hatte ich ein Pfund Kekse unter meinem Bett. Und wenn dann jemand sagte, dass ich sie nicht essen sollte, löste es in mir den Wunsch aus, gleich zehn Stück davon zu essen. Wir hatten zwei Hamburger-Schnellrestaurants in der Nähe unseres Hochschulgeländes. Ich erinnere mich, dass ich in eines der beiden gegangen bin, einen Cheeseburger, Pommes Frites und eine Cola bestellt und die Sachen dann gegessen und getrunken habe. Danach habe ich mich ins Auto gesetzt, bin zu dem anderen Schnellrestaurant gefahren und habe dort nochmals einen Cheeseburger, Pommes Frites und eine Cola bestellt. Mit war es zu peinlich, so viel auf einmal in nur einem Restaurant zu bestellen, und deshalb ging ich in zwei verschiedene. Und wenn die Zeit mal knapp war, ging ich in eines der Restaurants und sagte: „Also … ich möchte einen Cheeseburger, Pommes Frites und eine Cola.“ Und dann sagte ich: “Hm, was wollte er nochmal haben? Ach ja, er wollte einen Hamburger und eine Cola und Pommes Frites.“ Ich habe so getan, als ob ich für zwei Personen bestellen würde. Und dann bin ich rausgegangen und habe alles allein aufgegessen. Aber ich habe es verheimlicht. Und ich habe gelogen.

Nichts mehr verheimlichen müssen!

Als ich Christ wurde, hat Jesus mich angenommen, wie ich war, und nach und nach, über viele Jahre, habe ich ein großes Stück Heilung erlebt in meinem Essverhalten. Damals war mein Essverhalten zwanghaft, aber im Laufe der Jahre hat Gott mich weitgehend von diesem Zwang befreit.

Aber manchmal habe ich immer noch zu kämpfen, besonders in meinen Gedanken. Einmal zum Beispiel sollte ich auf einer großen Single-Konferenz in Keystone, Colorado, sprechen. Und ich dachte „Ich muss unbedingt abnehmen, bevor ich dorthin fahre.“ Ich bemühte mich, schaffte es aber nicht. Deshalb dachte ich: „Also gut, nächsten Montag fange ich an.“

Der Termin rückte näher und es waren noch ungefähr zwei Wochen bis zum Beginn dieser Konferenz. Ich hatte immer noch die Absicht, ca. 5 kg abzunehmen. Je mehr ich es versuchte, desto weniger gelang es mir. Ich vertraute mich einer sehr guten Freundin an. „Du weißt, Kay, ich bin total entmutigt wegen meines Gewichts. Mir geht’s überhaupt nicht gut damit. Ich möchte gern noch 5 kg abnehmen, bevor ich nach Keystone fahre.“ Ich sagte ihr, was ich wog. Daraufhin sah sie mich an und sagte: „Ney, glaubst du, dass sie dich auf der Konferenz mehr lieben werden, wenn du weniger wiegst?“ Ich war sprachlos vor Rührung. Dann sagte ich: „Weißt du, Kay, ich glaube, da gibt es etwas in mir, das das immer noch glaubt.“ Sie schaute mich an und sagte: „Ney, ich liebe dich so, wie du bist. Mir ist es egal, wie viel du wiegst.“ Ich begann zu weinen. Meine Freundin Kay hat mir gezeigt, was Gnade bedeutet, als ich mich gedemütigt und ihr die Wahrheit gesagt hatte. Und weißt du was? Ich spürte auf einmal eine neue innere Motivation und nahm sogar etwas ab.

Was das Gesetz nicht schaffte, das bewirkte die Gnade. In Hebr. 13,9 heißt es: „Denn es ist gut, dass das Herz durch Gnade gefestigt wird.“ (ELB) Gott wird uns das auch schenken, wenn wir mit ehrlichem Herzen zu ihm kommen.

Schau dir mal das Gleichnis an, das Jesus in Lukas 18,10-14 erzählt: „Zwei Männer, ein Pharisäer und ein Zolleinnehmer, gingen zum Gebet in den Tempel. Der Pharisäer stellte sich hin und betete für sich: ‚Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie die anderen Menschen, all diese Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder wie dieser Zolleinnehmer dort. Ich faste zweimal in der Woche und spende den zehnten Teil von all meinen Einkünften.’ Der Zolleinnehmer jedoch blieb weit entfernt stehen und wagte nicht einmal, zum Himmel aufzublicken. Er schlug sich an die Brust und sagte: ‚Gott, sei mir gnädig. Ich bin ein Sünder.’ Ich sage euch: Dieser Mann wurde von Gott für unschuldig erklärt, der andere nicht. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird von Gott erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, wird von Gott erhöht werden.“

Sei ehrlich und vertraue Gott

Wenn wir uns weigern, uns zu demütigen und Gottes Gnade anzunehmen, dann gibt es auch keine Beziehung. Wenn wir aber zu Gott kommen und ihm erzählen, wo wir in bestimmten Bereichen versagt haben, dann wird er uns in seiner Gnade genau dort begegnen. Gott verlangt nicht, dass wir uns selbst verändern, sondern er bittet uns, ehrlich zu sein, voll Vertrauen zu ihm zu kommen und all unsere Sorgen auf ihn zu werfen (1. Petrus 5,5-7).

Die gesündesten Menschen sind die Menschen, die wissen, wo sie versagt haben und die – anstatt sich zu verteidigen – sagen: „Herr, sei mir gnädig. Ich bin ein Sünder.“

Die Pharisäer gaben sich die größte Mühe, heilig zu sein und das Gesetz einzuhalten, aber ihre Motivation dabei war, andere zu beeindrucken. Jesus nannte sie „weiß getünchte (angestrichene) Gräber“. Rein äußerlich schien bei ihnen alles in Ordnung zu sein, aber innerlich waren sie tot und ihre Herzen waren Jesus gegenüber hart. Z.B. trieben sie es bei der Einhaltung des Gesetzes „Du sollst am Sabbat nicht arbeiten“ bis ins Extreme: Als Jesus voller Mitleid am Sabbat jemanden heilte, klagten sie ihn deswegen an.

Manchmal ist es für uns einfacher, eine Beziehung zum Gesetz zu haben als eine Beziehung zu Gott selbst. Und Satan wäre es zigmal lieber, wenn wir uns auf das Gesetz (die Gebote Gottes) konzentrierten, statt uns auf Gott auszurichten.

Möchten wir Gottes Gnade erleben? Dann müssen wir zu ihm kommen – ehrlich und voll Vertrauen. In Jakobus 4,6 heißt es: „Den Hochmütigen widersteht Gott, aber den Demütigen gibt er Gnade.“

Vor einigen Jahren kam nach einem Seminar eine junge Frau auf mich zu, um mich zu sprechen. Ihr Gesicht sah ganz finster aus und sie wirkte sehr niedergedrückt und als ob sie verurteilt wäre. Als wir anfingen, uns zu unterhalten, stellte ich fest, dass Jesus bereits in ihr lebte, aber es gab eine Angewohnheit in ihrem Leben, für die sie sich sehr schämte. Sie hatte immer wieder versucht, davon frei zu werden, aber ohne Erfolg. Sie konnte nicht damit aufhören, trotz aller Versprechen und Anstrengungen. Und wenn diese Sache wieder passierte, fühlte sie sich schrecklich, und sie fühlte sich verurteilt. Ich erklärte ihr, dass Satan es besonders gern hat, wenn wir sündigen, und dass er es liebt, uns das dann „um die Ohren zu hauen“ und uns zu verurteilen. Und ich fragte sie, ob sie es schon einmal zu Gott gebracht hätte. Sie verneinte. Sie schämte sich deswegen so sehr, dass sie das nie getan hatte.

Ich sagte: „Wenn es das nächste Mal passiert, möchte ich, dass du Folgendes tust: Statt dich zurückzuziehen und dich selbst zu verdammen, nutze deine Sünde und erinnere dich dabei bewusst an Gottes Liebe.“ Und ich riet ihr, wenn sie dann in diesem Prozess drinnen stecke, solle sie es ans Licht bringen und in etwa so beten: „Herr, ich danke dir, dass ich dir gehöre. Ich danke dir, dass du mich liebst. Herr, das Blut Jesu Christi reinigt mich von aller Schuld. Herr, ich bekenne meine Schuld, aber ich schaffe es nicht, mich anders zu verhalten, es sei denn, du befähigst mich dazu. Herr, ich unterstelle meinen Willen und mich selbst dir und deinem Wort. Würdest du bitte in mir und durch mich durch deinen Geist das tun, was ich allein nicht schaffe?“

Ich betete mit ihr, und zusammen dankten wir Gott für seine Gnade und seinen Frieden. Es war offensichtlich für mich, dass sie umkehren und Buße tun wollte, und sie tat es auch. Einige Monate später bekam ich eine Nachricht von ihr, weil ich sie gebeten hatte, mir zu berichten, wie es ihr ergangen ist. In ihrem Brief erzählte sie, dass sie getan hätte, was ich ihr gesagt hatte, und dann schrieb sie: „Ney, ich bin erstaunt, wie in diesen paar Monaten all das, was mich gequält hat, fast verschwunden ist im Vergleich zu dem, wie es vorher war.“ Sie war in der Sünde gefangen gewesen, aber sie hatte sich außerhalb der Gnade bewegt. Als sie sich vor Gott und vor mir demütigte und ihre Sünde ins Licht der Gnade Gottes brachte, begegnete er ihr genau dort.

Glaube und empfange

In Hebräer 4,13 heißt es: „Nichts in der ganzen Schöpfung ist vor ihm verborgen. Alles ist nackt und bloß vor den Augen Gottes, dem wir für alles Rechenschaft ablegen müssen.“ (NL) Und in Römer 5,20 steht: „Und gerade dort, wo sich die ganze Macht der Sünde zeigte, ist die Gnade noch sehr viel mächtiger geworden.“ Gottes Gnade ist da, aber wir müssen ihr glauben, um sie empfangen zu können. Wir müssen uns auf Gottes Wort berufen, dass seine Gnade da ist, damit wir sie empfangen können. Jemand hat mal gesagt, dass es eine absolut unumstößliche Bedingung gibt, damit Gnade eine Person verändern kann, und diese Bedingung ist, dass man an die Gnade Gottes glauben muss! Wir müssen Gott antworten, indem wir ihm unser Vertrauen schenken. Und dann wird er handeln.

Wenn ich mir sicher sein kann, dass Gott absolut vertrauenswürdig ist, dass seine Liebe absolut real ist, dass seine Freundlichkeit vollkommen aufrichtig ist, und dass sein Interesse an mir wirklich bedeutet, dass er mir ein Leben im Überfluss schenken will, dann wird er es tun, so wie es seinem wahren Wesen entspricht. Er will mich in meinem tiefsten Innern erreichen, dort wo sich mein wahres Leben abspielt. Seine Gnade kann mich verändern. Sie kann die tiefsten Beweggründe meines Herzens ans Licht bringen und kann mich zu einem neuen Menschen machen. Und genau das ist es, wozu Gott sich uns gegenüber verpflichtet hat. Er sagt: „Ich werde ihnen meine Gesetze in Herz und Gewissen schreiben. Ich werde ihr Gott und sie werden mein Volk sein.“ (Hebr. 8,10) Durch seine Gnade will Gott in unserem Leben etwas verändern, was durch das Gesetz niemals möglich wäre.

In 2. Korinther 3,18 heißt es: „Von uns allen wurde der Schleier weggenommen, sodass wir die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel sehen können. Und der Geist des Herrn wirkt in uns, sodass wir ihm immer ähnlicher werden und immer stärker seine Herrlichkeit widerspiegeln.“ (NL)

Veränderung ist ein Prozess. Wenn wir Gott vertrauen und ihn beim Wort nehmen, dann geben wir ihm damit die Freiheit, unser Herz und unsere Gedanken zu verändern. Aber wir müssen wissen, dass diese Veränderung nicht auf einmal geschieht. Sie ist ein Prozess.

Lewis Sperre Chaffer schrieb ein umfassendes Buch über Gnade und er sagt: „Was Gottes Wort auf eindrückliche Weise bezeugt, ist, dass alles, was mit der Errettung und was mit dem Segen göttlicher Gnade zu tun hat, in Zeit und Ewigkeit allein davon abhängt, was man glaubt.“

Gott verändert uns durch seine Gnade

Wie also können wir nun Gottes Gnade praktisch erfahren? Wir kommen in all unserer Schwachheit, unserer Unfähigkeit, unserer Schuldhaftigkeit und unserem Versagen zu Gott. Wir entscheiden uns zu glauben, dass seine Liebe uns verändern kann, wenn wir ganz auf seine Gnade vertrauen. Dadurch wachsen wir.

In 2. Petrus 3,18 heißt es: „Nehmt vielmehr in der Gnade zu und lernt unseren Herrn und Retter Jesus Christus immer besser kennen.“

In der Geschichte vom verlorenen Sohn in Lukas 15, verließ der jüngere Sohn sein Zuhause, verschleuderte das Vermögen seines Vaters, wurde sich schließlich seiner Not bewusst und dachte gleichzeitig daran, dass sein Vater ihn möglicherweise freundlich aufnehmen würde (V. 17). „‚Alle Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen‘, sagte er sich, ‚aber ich komme hier vor Hunger um. Ich werde zu meinem Vater gehen und ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel versündigt und auch gegen dich. Ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden. Mach mich doch zu einem deiner Tagelöhner!‘“ Er demütigte sich, stand auf und machte sich auf den Weg zu seinem Vater. Er war ehrlich, als er zu seinem Vater zurückkam. Aber weißt du was? Dem älteren Bruder gefiel das ganz und gar nicht. Der ältere Bruder, der seinen Vater beschimpfte, weil dieser den anderen Sohn mit Gnade überschüttete, verkörpert die Gesetzlichkeit. Er sagte nämlich: „Der da, dein Sohn, hat die Gesetze nicht gehalten, also verdient er auch deine Gnade nicht!“ Aber der Vater liebte diesen verschwenderischen Sohn immer noch, egal, was er getan hatte.

Wenn du eine Beziehung zu Gott hast, hat das viel mehr Kraft, als es das Gesetz je haben kann. Satan würde es natürlich viel lieber sehen, wenn wir uns dem Gesetz verpflichtet fühlen und die Gesetzlichkeit unser Leben bestimmt, sodass wir ständig schuldbewusst und uns selbst verdammend herumlaufen. Aber Gott sagt in Römer 8,1: „Es gibt demnach kein Verdammungsurteil mehr für die, die ganz mit Jesus Christus verbunden sind.“

Wenn wir unter der Gnade leben, steht uns mehr als nur unsere eigene Kraft zur Verfügung. Wir haben Gottes Geist, der es uns ermöglicht, Gottes Willen zu tun. Wenn wir vom Geist erfüllt sind, sind wir uns in jedem einzelnen Moment seiner Gnade bewusst. Wenn wir vom Geist erfüllt sind, geben wir zu, dass wir versagt oder einen Fehler gemacht haben und bringen unser Versagen vor Gott. Wenn wir selbst die Verantwortung für unsere Schuld übernehmen und Gott bitten, uns zu verändern, dann beginnen wir zu wachsen!

Am Kreuz starb Jesus für unsere Sünden, für unsere Boshaftigkeit. Wir waren schuldig und er bezahlte für die Schuld. Indem wir unsere Sünden bekennen, erkennen wir an, was falsch gelaufen ist, aber auch, dass am Kreuz bereits dafür bezahlt wurde. Ein Mann oder eine Frau Gottes zu sein, bedeutet, demütig und ehrlich zu unserer Schuld zu stehen, seine Gnade anzunehmen und dabei zu wachsen.

John Powell sagte einmal: „Wir glauben, dass wir uns erst einmal ändern, wachsen und gut sein müssen, um geliebt werden zu können. Vielmehr ist es aber so: Weil wir geliebt sind und seine Gnade empfangen, können wir uns ändern, wachsen und gut sein.“

Das Einzige, was uns hindert, in unserem Leben Heilung und Veränderung zu erleben, ist, wenn wir uns selbst eine Grenze gesetzt haben, wie viel wir von uns preisgeben wollen. Wenn wir wachsen wollen, müssen wir uns verpflichten, wahrhaftig zu sein. Gottes Gnade gibt uns die Freiheit, uns Gott zuzuwenden und der Wahrheit über uns selbst im Licht des Wortes Gottes ins Gesicht zu schauen. Wenn wir wissen, dass wir von Gott bedingungslos geliebt und angenommen sind, dann ruft er uns auf, mit allem zu ihm zu kommen, so dass er uns helfen kann, dieses Leben in Freiheit (Joh. 8,32) und in ganzer Fülle (Joh. 10,10) erfahren zu können.

Keine Verdammnis mehr

Ich erinnere mich an eine Frau, die zu mir in die Seelsorge kam. Ihrer Beschreibung nach war ihr Magen völlig verkrampft und angespannt, ihre Schuld erdrückte sie fast und sie konnte kaum noch schlafen. Sie war voll von Selbstverdammnis, unbeschreiblicher Angst und Scham. Die Ursache dafür, warum sie sich so fühlte, war, dass sie sich auf einen unmoralischen Lebenswandel eingelassen hatte. Sie kannte Gottes Wort und wusste, dass sie das nicht tun sollte. Sie war wie in einem Netz gefangen und hatte Angst, es auch nur irgendjemandem zu erzählen, weil sie Angst vor Ablehnung hatte. Mit gesenktem Kopf schüttete sie die ganze Geschichte vor mir aus. Sie ließ nichts aus, einfach weil sie Hilfe benötigte. Sie bereute ihre Sünde zutiefst und tat Buße. In meiner Gegenwart bekannte sie Gott ihre Schuld, empfing Vergebung und erlebte seine Gnade. Später erzählte sie mir, dass sie sich, bevor sie zu mir kam, in einem inneren emotionalen Gefängnis befunden hatte. Als sie dann zu mir kam, habe sie anstelle von Ablehnung Liebe und Annahme erlebt.

Einige Monate später erhielt ich einen Brief von ihr. Sie schrieb: „Meine Ketten sind abgefallen, die Türen meines inneren Gefängnisses sind aufgeflogen, eine tonnenschwere Last wurde mir abgenommen. Ich erlebte ein Gefühl von Freiheit und neuer Frische. Während ich bei dir war, habe ich gar nichts getan. Es war das, was du getan hast. Es war die Art, wie du dich verhalten hast. Du hast mir Gottes Liebe, seine Annahme und seine Vergebung nahe gebracht.“ Damals hatte ich sie gebeten, mir zu berichten, wie es ihr dann weiter ergangen sei, und mir Rechenschaft zu geben. Später sagte sie, dass sie diese „Rechenschaftsverpflichtung“ niemals als Last empfunden habe. Im Gegenteil: Es habe ihr eine Sicherheit vermittelt, und zwar deshalb, weil sie das Versprechen einer Person gegeben habe, die Gnade ausgestrahlt hatte. Sie hatte dann weitere Hilfe in Anspruch genommen und dadurch gelernt, ihre eigentlichen Bedürfnisse besser wahrzunehmen. Sie sagte, dass Gnade für sie jetzt mehr als nur eine theologische Tatsache sei, nachdem sie sie selbst erlebt hatte.

Das Gesetz, das gut, heilig und vollkommen ist, hatte ihr wie ein Spiegel ihre Sünde aufgezeigt. Daraufhin demütigte sie sich, bekannte ihre Sünde und war ehrlich gegenüber sich selbst, gegenüber mir und gegenüber Gott. Und danach erlebte sie Gottes Gnade in einer Zeit, in der sie sie besonders stark brauchte. Als sie ihre Sünde ans Licht brachte und demütig und ehrlich vor Gott bekannte, konnte sie seine Gnade empfangen, und das setzte sie frei, um zu wachsen.

Denk doch mal an den oder die Bereiche in deinem Leben, wo du dich verurteilt fühlst oder wo du Angst vor Ablehnung spürst … Wo du dich so, wie du bist, nicht vollkommen fühlst. Wir müssen zu Gott kommen, demütig und vollkommen ehrlich, wenn wir nicht nach Gottes Gesetz gelebt und versagt haben. Es gibt keinen Grund, es zu verheimlichen. Es gibt keinen Grund zu lügen. Es gibt keinen Grund, verurteilt zu werden.

„Es gibt demnach kein Verdammungsurteil mehr für die, die ganz mit Jesus Christus verbunden sind. Denn das Gesetz des Geistes, das dich mit Jesus Christus zum Leben führt, hat dich von dem Gesetz befreit, das nur Sünde und Tod bringt. Das Gesetz des Mose war dazu nicht imstande. … Deshalb hat Gott seinen Sohn gegen die Sünde in die Welt geschickt. … Damit kann jetzt die Rechtsforderung des göttlichen Gesetzes in uns erfüllt werden, und zwar dadurch, dass wir uns nicht mehr von unserer Natur, sondern vom Geist Gottes bestimmen lassen.“ Römer 8,1-4

„Denn Gott widersetzt sich den Hochmütigen, nur den Demütigen erweist er Gnade. Demütigt euch deshalb unter Gottes mächtige Hand, dann wird er euch auch zur richtigen Zeit erhöhen. Und werft in Demut alle eure Sorgen auf ihn, denn er sorgt sich um alles, was euch betrifft.“ (1. Petrus 5,5b-7)

„Wenn Gott für uns ist, wer könnte dann gegen uns sein? Er hat nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern ihn für uns alle ausgeliefert: Wird er uns dann noch irgendetwas vorenthalten? … Jesus Christus … tritt dort für uns ein. Was kann uns da noch von Christus und seiner Liebe trennen? … Denn ich bin überzeugt: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch andere Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder hohe Kräfte noch tiefe Gewalten – nichts in der ganzen Schöpfung kann uns von der Liebe Gottes trennen, die uns verbürgt ist in Jesus Christus, unserem Herrn.“ (Römer 8,31-39)

(1) Auszug aus Faith Is Not a Feeling von Ney Bailey. Copyright © 2004. Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung oder Abschrift, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Die Weitergabe dieses Artikels an andere Personen ist erlaubt unter Angabe dieses Copyrights.
Ney Bailey ist Autorin des Buches Faith Is Not a Feeling; WaterBrook Press
Deutsche Ausgabe: Ney Bailey, Glaube ist kein Gefühl, Campus für Christus

(2) Mit freundlicher Genehmigung entnommen aus: The Life Changing Power of Grace, von Joseph R. Cooke

(3) Die verwendeten Bibelzitate sind, wenn nicht anders angegeben, der Neuen evangelistischen Übersetzung, Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg, entnommen.